Die Kurzgeschichte


Erklärung

Eine Kurzgeschichte ist, wie der Begriff schon vermuten lässt, eine kurze Erklärung. Sie gehört zur Gattung der Prosa und ist eine kurze Erklärung. Der Einstieg einer Kurzgeschichte ist meist offen. In diesem Aspekt unterscheidet sich die Kurzgeschichte von anderen Textsorten, die der Struktur Einleitung, Hauptteil und Schluss folgen. Auch das Ende einer Kurzgeschichte ist meist offen, das Geschehen wird abgebrochen, ohne dass der Leser das Ende der Erzählung erfährt. Die handelnden Charaktere einer Kurzgeschichte werden nicht beschrieben. Alle Informationen, die der Leser kennen sollte, erfährt dieser aus dem dargestellten Geschehen, welches in der Regel nur aus dem Wesentlichen besteht und keine Details enthält. Durch ihre kurze Darstellung des Geschehens können nicht alle Details erwähnt werden. Der Leser erfährt nur das Wichtigste, dies bietet diesem jedoch eine Grundlage zur Interpretation des Inhaltes. In einer Kurzgeschichte erfährt die Hauptfigur einen Konflikt, den es zu lösen gilt, dies geschieht oftmals durch eine plötzlich auftretende Wendung des Geschehens.

Merkmale einer Kurzgeschichte

• offener Einstieg und offenes Ende

• es gibt keine Einleitung, sie beginnt direkt im Geschehen

• kurze Erzählung

• das Geschehen wird chronologisch wiedergegeben (Reihenfolge des Geschehens wird beachtet)

• enthält keine Zeitsprünge

• Handlung spielt an wenigen Orten

• nur wenige Hauptcharaktere

• Figuren werden oftmals nicht beim Namen genannt

• Figuren werden nicht beschrieben

• Hauptfigur gerät oftmals in einen Konflikt

• enthält eine inhaltliche Wendung

• alltagsnahe Erzählung

• enthält Leitmotive und Metaphern

• enthält innere Monologe

• das Geschehen wird durch einen personalen Erzähler begleitet

• ein kurzer Zeitraum wird im Präteritum wiedergegeben

Wichtig: Eine Kurzgeschichte muss nicht alle Merkmale erfüllen, die hier aufgelistet sind.

Lernzettel

Hier findest du alle relevanten Aspekte, die du beachten musst, wenn du eine Kurzgeschichte untersuchen möchtest:

Allgemeines über die Kurzgeschichte:

• kurze Erzählung ( in der Regel nicht länger als 5 Seiten)

• keine Einleitung und kein Schluss ( beginnt mitten im Geschehen)

• personaler Erzähler

• Zeitform der Kurzgeschichte: Präteritum

• Zeitform der Interpretation: Präsens


Interpretation einer Kurzgeschichte:

• die Interpretation sollte einer Struktur, bestehend aus Einleitung, Hauptteil und Schluss folgen

• die Einleitung: Die Einleitung der Interpretation wird, anders als die Kurzgeschichte selbst im Präsens verfasst. Sie sollte einen allgemeinen Überblick über die Kurzgeschichte, auf die sich die Interpretation bezieht, geben. Dazu sollte sie folgende Informationen enthalten: den Titel der Kurzgeschichte, das Erscheinungsjahr, den Autor und die Figuren. Auch eine grobe Übersicht über die Handlung sollte die Einleitung enthalten.

• der Hauptteil: In diesem Teil der Interpretation befasst du dich mit der Analyse der Kurzgeschichte. Hier wird die Handlung, die Figuren und der Konflikt bzw. der Wendepunkt des Geschehens betrachtet. Gehe dafür auf die rhetorischen Mittel, den Sprachstil und auf die Gedanken der Figuren ein, die du durch die inneren Monologe erfährst. Mithilfe dieser Informationen kannst du eine mögliche Begründung für das Handeln der Figuren aufstellen. Auch wenn die Kurzgeschichte inmitten der Handlung beginnt und endet, solltest du auch darauf eingehen und die Gestaltung dieser Phasen präzisieren. Außerdem sollte die Epoche thematisiert werden. Kannst du anhand der Erzählung auf eine Epoche schließen? Du solltest deine Argumentation immer mit einer Zeilenangabe belegen.

• der Schluss: Im Schluss der Interpretation äußerst du deine Meinung, du gibst eine Vermutung ab, was der Autor mit der Kurzgeschichte aussagen möchte.


Übung

Analysiere die Kurzgeschichte “Streuselschnecke“ von Julia Franck. Orientiere dich dabei an der oben beschriebenen Struktur der Interpretation einer Kurzgeschichte. Eine mögliche Lösung findest du weiter unten.

Lösung der Übung

Die Kurzgeschichte “Streuselschnecke“ von Julia Franck, die im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, erzählt von der Beziehung der namenlosen Hauptfigur zu ihrem Vater.
Die Kurzgeschichte weist typische Merkmale einer Kurzgeschichte auf, der Leser erhält nur wenig Informationen über die Figuren. Die Hauptprotagonistin ist ein vierzehnjähriges Mädchen, das die Handlung als Ich-Erzähler wiedergibt. (Z. 1 und Z. 18) Die Protagonistin lebt nicht bei ihrer Familie, die sie jedoch nur durch ihre Mutter und ihre Schwester definiert. (Z. 1) Dies lässt darauf schließen, dass sie ihren Vater nicht kennt oder zumindest nicht zu ihrer Familie zählt. Der Einstieg ist plötzlich und lässt nicht vermuten, dass es sich bei dem unbekannten Mann am Telefon um den Vater der namenlosen Protagonistin handelt. Der Leser soll den Eindruck haben, dass es sich um ein bezahltes Treffen handelt. Dies bezweckt die Autorin durch ihre Aussage in Zeile 4, indem sie diese Handlung als “solches Treffen“ beschreibt. Außerdem wird dies noch einmal verdeutlicht, indem die Protagonistin Unbehagen empfindet. (Z. 6) Bis zu dieser Stelle wird der Rezipient nicht vermuten, dass es sich um ein Treffen zwischen einem Vater und seiner Tochter handelt. Dies geschieht außerdem dadurch, dass sie die Figur des unbekannten Mannes erst im weiteren Verlauf der Kurzgeschichte als den Vater der Ich-Erzählerin auflöst. Auch die Aussage “so etwas“ (Z. 5) lässt nicht auf den tatsächlichen Zweck des Treffens schließen. Man erfährt, dass sich die Figuren zwei Jahre lang treffen und sich immer noch fremd sind. (Z. 20) Auch dies lässt nicht auf die Beziehung der Protagonisten schließen. Vor seinem Tod backt die Tochter ihrem Vater Streuselschnecken, dies könnte eine Metapher für das langsame Kennenlernen der beiden Protagonisten stehen. Dies lässt sich auf den betrachteten Aspekt beziehen, dass der Vater und seine Tochter sich nach zwei Jahren immer noch fremd sind. Der Leser könnte vermuten, dass der Wendepunkt des Geschehens in der Tatsache liegt, dass der Mann stirbt. (Z. 34) Der Wendepunkt liegt jedoch im Schluss der Kurzgeschichte, in welchem der Rezipient erfährt, dass der unbekannte Mann der Vater der Ich-Erzählerin war. (Z. 37) Dies lässt die Handlung der Kurzgeschichte in einem anderen Licht dastehen und die bereits betrachteten Aussagen der Autorin in einer anderen Weise als das Treffen zwischen einem jungen Mädchen und einem Mann, das nicht unbedingt seriös zu sein scheint.
Die Absicht der Autorin könnte unterschiedlich interpretiert werden. Sie könnte bezwecken, dass der Leser zum Nachdenken über die eigene Lebensweise und die Beziehung innerhalb der Familie angeregt wird. Dies könnte sie durch den frühen Tod des Vaters ausdrücken. Außerdem deutet sie auf eine „unvollständige“ Familie an, indem die Tochter ihren Vater zu Beginn der Kurzgeschichte nicht zu ihrer Familie zählt und die Mutter den Vater ihrer Kinder weder gut gekannt noch geliebt hat. (Z. 37)

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